2. Beispiel

Die CEO eines Unternehmens muss entscheiden, wie sie den verfügbaren Bargeldbestand des Unternehmens in der Höhe von 20 Mio. verwenden soll. Sie hat die folgenden zwei Alternativen:

  • Investition in ein Projekt, das in einem Jahr einen Cashflow von 25 Mio. $ abwirft. Die heute erforderliche Investition für dieses Projekt beträgt genau 20 Mio. und die Kapitalkosten betragen 10%.
     
  • Das Geld (oder Teile davon) an die Aktionäre zurückgeben und den Restbetrag in die alternative Anlage investieren, die eine jährliche Rendite von 10% erwirtschaftet.

Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass die 20 Mio. der einzige Vermögenswert des Unternehmens sind und dass insgesamt 100'000 Aktien ausstehend sind.

 

Um herauszufinden, was im besten Interesse der Aktionäre des Unternehmens ist, berät sich die CEO mit zwei wichtigen Investoren:

  • Onkel Fred: Fred ist ein älterer Herr, der das Leben geniessen möchte. Er drängt die CEO, das Barguthaben auszuzahlen, damit er sich eine Jacht kaufen kann.
     
  • Trisha: Trisha ist eine fleissige junge Berufstätige, die ein gutes Gehalt verdient und keine Zeit hat, Geld auszugeben. Sie möchte die Aktien als Investition für den Ruhestand behalten und fordert die CEO daher auf, langfristig zu investieren.

 

Was soll die CEO tun? Kann sie beide Aktionäre glücklich machen? Und was ist mit anderen Aktionären, die möglicherweise andere Präferenzen haben?

 

Die folgende Grafik fasst die aktuelle Situation zusammen:

  • Auf der horizontalen Achse zeigt sie die heutige Ausschüttung (Konsum) und auf der vertikalen Achse die mögliche Ausschüttung in einem Jahr.
     
  • Die blaue Linie zeigt den Trade-off zwischen der heutigen und zukünftigen Ausschüttung, wenn das Unternehmen nicht in das Projekt investiert und allfällige heute nicht ausgeschüttete Beträge in die alternative Anlage steckt:
    • Im Extremfall kann das Unternehmen heute die vollen 20 Mio. auszahlen, so dass es in einem Jahr keine Auszahlung mehr gibt. Dies ist der Punkt unten rechts in der Grafik, der Onkel Freds Präferenz widerspiegelt.
    • Im anderen Extremfall kann das Unternehmen heute auf die Auszahlung verzichten und die vollen 20 Mio. in den alternativen Vermögenswert mit einer Rendite von 10 % investieren, so dass die Gesamtauszahlung in einem Jahr 22 Mio. betragen würde [= 20 × 1.1] .
    • Das Unternehmen könnte auch eine Auszahlungspolitik wählen, die zwischen diesen beiden Extremen liegt. Beispielsweise könnte es heute 10 Mio. zurückgeben und die verbleibenden 10 Mio. zu 10% investieren, so dass die Auszahlung in einem Jahr 11 Mio. betragen würde [10 × 1.1].
       
  • Im Gegensatz dazu zeigt der rote Punkt den entsprechenden Trade-off, wenn das Unternehmen in das Projekt investiert. In diesem Fall gibt es heute keine Auszahlung und die erwartete Auszahlung beträgt 25 Mio. in einem Jahr. Dies ist die Präferenz von Trisha.

    

NPV Grundlagen 1    

Sehen wir uns nun an, wie die NPV-Regel den Aktionären helfen kann, sich auf den passenden Investitionsplan des Unternehmens zu einigen, und welche Bedingungen dafür erforderlich sind