Lektüre: Grundlagen der Netto-Cashflows
2. Die Bestimmung des Netto-Cashflows
Die folgende Tabelle zeigt eine generelle Vorlage zur Bestimmung der Netto-Cashflows (NCF) eines Projekts. Der Logik dieser Vorlage folgend, können die NCF aller erdenklicher Projekte bestimmt werden:
Heute | Jahr 1 | Jahr ... | |
Umsatz | |||
- Operative Kosten (ohne Abschreibungen) | |||
- Abschreibungen | |||
Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) | |||
- Adjustierte Steuern (EBIT × Steuersatz) | |||
Gewinn vor Zinsen nach Steuern (EBIAT oder NOPLAT) | |||
+ Abschreibungen | |||
- Investitionen ins Nettoumlaufvermögen (ΔNUV) | |||
Operativer Cashflow (OCF) | |||
- Nettoinvestitionen ins Anlagevermögen (nach Steuern) | |||
Netto-Cashflow (NCF) |
Bei der Diskussion dieser Vorlage sind einige wichtige Punkte zu beachten:
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Die Abschreibung sind nicht direkt Cash-relevant. Bei den Abschreibungen handelt es sich um einen buchhalterischen Aufwand, der die Wertminderung der Projektanlagen aufgrund von Abnutzung widerspiegelt. Der eigentliche Cashflow fand bei der Anschaffung der Anlagen statt (Investition). Die Abschreibungen senken jedoch den steuerpflichtigen Gewinn des Projekts und wirken sich daher indirekt auf den Netto-Cashflow des Projekts aus: Sie senkt die Steuerlast des Unternehmens! Um diesen steuerlichen Effekt zu erfassen, ziehen wir die Abschreibungen zur Berechnung des steuerbaren Gewinns ab und addieren sie dann wieder, um den Cashflow zu berechnen.
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Frei von Finanzierungseffekten: Wie wir in den einleitenden Bemerkungen bereits festgehalten haben, zeigt der NCF, wie viel Geld ein Projekt in einer bestimmten Periode für die Kapitalgeber generiert. Bei der Berechnung des NCF ist es daher wichtig, sämtliche mit den Kapitalgebern verbundenen Zahlungsströme auszuklammern. Dabei handelt es sich insbesondere auch um Zinszahlungen, Amortisationszahlungen auf Darlehen oder Dividendenausschüttungen. All diese Zahlungen stellen eine Verwendung des NCF dar. Uns interessiert in einem ersten Schritt die Herkunft des NCF!
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Veränderungen des Nettoumlaufvermögens (ΔNUV): Das Nettoumlaufvermögen spiegelt alle kurzfristigen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten wider, die das Unternehmen zur Durchführung des Projekts aufbaut. Zu denken ist hier beispielsweise an ein Ersatzteillager, welches das Unternehmen aufbauen muss, um das Projekt reibungslos durchführen zu können. Die mit der Anschaffung dieses Nettoumlaufvermögens verbundenen Barmittel sind im Projekt gebunden und können nicht anderweitig verwendet werden. Ein Anstieg im Nettoumlaufvermögen bedeutet, dass zusätzliche Mittel im Projekt gebunden sind. Dies stellt faktisch einen Cash-Abfluss dar. Im Gegenzug bedeutet eine Reduktion des Nettoumlaufvermögens, dass weniger Mittel im Projekt gebunden sind, was faktisch einen Cash-Zufluss darstellt. Folglich interessieren wir uns für die Veränderung des Nettoumlaufvermögens und bringen diese Veränderung bei der Bestimmung des Cashflows in Abzug.
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Nettoinvestitionen: Die Nettoinvestitionen sollten alle mit dem Projekt verbundenen Investitions-Cashflows erfassen. Dazu gehört in erster Linie der Kauf von Sachanlagen, Einrichtungen und Ausrüstungsgegenständen. Es ist aber auch gut denkbar, dass das Unternehmen aufgrund eines neuen Projekts bestehende Vermögenswerte verkaufen kann (z.B. eine alte Maschine), also sogenannte Desinvestitionen tätigt. Zur Bestimmung des Netto-Cashflows sind wir an den mit dem Projekt verbundenen Nettoinvestitionen interessiert, d. h. an der Differenz zwischen allen projektbezogenen Käufen und Verkäufen von langfristigen Vermögenswerten.
Schauen wir uns nach diesen theoretischen Abhandlungen ein einführendes Beispiel an.